Montag, 23. März 2015

[Rezension] - Elfenkuss

Aprilynne Pike I 2010 I Random House I Urban Fantasy

Durchscheinend blau und weiß sind sie und erschreckend schön, die flügelartigen Blütenblätter, die der 15-jährigen Laurel eines Morgens aus dem Rücken wachsen. Gemeinsam mit ihrem neuen Freund David versucht sie, herauszufinden, was mit ihr geschieht. Doch erst als sie in dem verwunschenen Wald hinter ihrem Elternhaus auf den faszinierenden Tamani trifft, erfährt sie die unglaubliche Wahrheit: Laurel ist eine Elfe, die als kleines Kind zu den Menschen gesandt wurde, um das Tor nach Avalon zu beschützen. Sie weiß, am Ende wird sie sich entscheiden müssen: zwischen ihrem Leben als College-Mädchen und ihrer Bestimmung, vor allem aber zwischen dem attraktiven David und dem Frühlingselfen Tamani, dessen grüne Augen sie nicht mehr loslassen …



Charaktere
Die Gestaltung der Charaktere ist wie die gesamte Handlung des Buches eher flach gehalten. Protagonistin Laurel ist eine naive 15-Jährige, die zum ersten Mal auf die High-School kommt, nachdem sie zusammen mit ihren Hippie-Eltern vom Land in die Stadt gezogen ist. Laurel ist in jeder Hinsicht ein ungewöhnliches Mädchen, wobei diese Andersartigkeit keineswegs durch eine besonders interessante oder tiefgründige Persönlichkeit zum Ausdruck kommt, sondern durch Attribute wie eine mysteriöse Vergangenheit und seltsame Essgewohnheiten. So wurde Laurel von ihren Eltern als Kleinkind in einem Körbchen vor der Tür gefunden, ernährt sich nur von Sprite und Obst, hatte noch nie einen Arzt besucht und sieht aus wie ein Model, ohne sich die geringste Mühe um Haut und Haare zu machen. All diese Seltsamheiten dienen der missglückten Überdeckung ihres übernatürlichen Erbes: Laurel ist eine Elfe aus Avalon, wie man bereits in der Inhaltsbeschreibung erfährt und aus diesem Grund nicht sonderlich von dieser Offenbarung überrascht wird. Die anderen Hauptcharaktere sind die beiden Mitglieder des obligatorischen Liebesdreiecks: David, der nette, biologisch interessierte Junge aus der Nachbarschaft und Tamani, der geheimnisvolle Frühlingself mit Stalkerqualitäten. Dreimal dürft ihr raten, für welchen Typen sich Laurel schlussendlich entscheiden wird... Die Nebencharaktere sind - nicht verwunderlich - viel zu kurz gekommen und absolut austauschbar. Laurels Freundin Chelsea hat mir allerdings gut gefallen und ich würde mich freuen in Zukunft mehr von ihr zu lesen. Trotz ihrer relativen Oberflächlichkeitn mochte ich Laurel, obwohl ich mich mit perfekt aussehenden Protagonistinnen sonst eher nicht identifizieren kann. Laurel hatte einen gewissen Zauber an sich, der zu ihrer märchenhaften Herkunft passt und zur Atmosphäre des Buches beiträgt.


Elfen
Was ich wirklich an diesem Buch loben muss, ist das Konzept der Elfen, denn die Autorin griff damit eine vollkommen neue und unverbrauchte Idee auf. Laurel ist nicht nur eine Elfe, sondern auch eine Pflanze, die weder ein Herz besitzt noch normales Blut. Den weiblichen Elfen wächst, abhängig von der Jahreszeit ihrer Geburt, jedes Jahr eine Blüte, die nach kurzer Zeit wieder verwelkt. Innerhalb dieser Zeit können sie von einem männlichen Elfen bestäubt werden und sich mittels Setzlingen fortpflanzen. Die Elfen leben in einem überirdisch schönen Elfenreich mit dem bereits bekannten Namen Avalon, doch aus irgendeinem Grund ist Laurel in der Menschenwelt gelandet... Weniger gut hat mir die Darstellung der Bösen in diesem Buch gefallen. Hässlich, abscheulich und absolut unsymmetrisch sind die Orks, die den Elfen an den Kragen wollen, während diese eine wunderschöne und symmetrische Erscheinung haben. Diese Darstellung erinnert zu sehr an die Unterteilung: Hässliche Leute sind böse und dumm, hübsche Leute sind schlau und auf der Seite der Guten. Schade, dass an dieser Stelle auf alte und äußerst gefährliche Klischees zurückgegriffen wurde.

Handlung
Die Handlung zählt leider zu einem weiteren Schwachpunkt des Buches, denn über eine lange Zeit wird kaum Spannung aufgebaut. Der Anfang erinnerte mich in erster Linie an Twilight: alltäglicher Biologieunterricht und lauwarmes Geplänkel mit einem beliebigen Kerl aus der neuen Schule. Denn bis auf die Entdeckung von Laurels Blütenblätter hat die Handlung am Anfang wenig zu bieten, wodurch der Spannungsaufbau auf der Strecke bleibt. Im Grunde genommen steht alles Essentielle bereits in der Inhaltsangabe auf dem Coverumschlag, was immer ein schlechtes Zeichen ist. Die Dialoge zwischen David und Laurel waren stellenweise so flach und überflüssig, dass ich mich zwingen musste, das Buch weiterzulesen. Erst ab der Mitte nimmt die Handlung Fahrt auf: Tamani taucht auf, Laurel driftet in ein Liebesdreieck und die bösen Orks wollen das Grundstück ihrer Familie an sich reißen. Die Plotwendungen sind vorhersehbar und die erste Hälfte des Buches ist ein müdes Plätschern abgegriffener Gespräche und selbstzweifelnder Monologe. Da hätte man eindeutig mehr daraus machen können!

Sprache
Aprilynne Pike soll zwar Kreatives Schreiben studiert haben, aber davon war in ihrem Roman nicht viel zu spüren. Die Sprache war auf einem einfachen Niveau, weswegen sich das Buch locker und schnell durchlesen ließ, aber die Eleganz mehrfach auf der Strecke blieb. Allerdings konnte man spüren, dass sich mit zunehmender Stärke der Handlung gegen Ende hin auch die Sprache verbesserte. Leider konnte mich das Buch aufgrund der anfänglichen Defizite in Sachen Sprache nicht überzeugen.

Fazit
Für Mädchen im Alter von 10-12 Jahren gewiss eine schöne Lektüre, für Ältere eher mäßige Unterhaltung. Es steckt eine zauberhafte und einzigartige Idee dahinter und auch die Atmosphäre und die Protagonisten sind stimmig, aber die Umsetzung erfolgte lasch und sprachlich enttäuschend. Das Buch weist während der ersten hundert Seiten kaum signifikante Handlung auf und nach Spannungsaufbau oder überraschenden Wendungen wird man vergeblich suchen. Postiv anzumerken wäre die wunderschöne und passende Gestaltung des Covers. Da das Buch relativ schnell durchzulesen ist, bietet es eine nette Unterhaltung für zwischendurch, sofern man sich mit einer flachen Dreiecksbeziehung und Feen anfreunden kann. Ich vergebe 2,5 von 5 Punkten, weil das Buch irgendwo doch das kleine Mädchen in mir angesprochen hat. ;)

Positiv
+ Feen als Pflanzen
+ Atmosphäre

Negativ
- Spannung
- Handlung
- Sprache

Punkte
2,5 I 5

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