Freitag, 3. April 2015

[Rezension] - Tiamat - Liebe zwischen den Welten

Tanja Heitmann I 2013 I Random House I Romantasy

Was Liebe verband, können Welten nicht trennen.

Die 16-jährige Anouk Parson lebt in dem alten Herrenhaus »Himmelshoch«, in dessen Kellergewölbe ein furchteinflößender Maelstrom seine Runden dreht. Sowohl ihr Vater als auch der eigensinnige Sander gehören dem Wächterzirkel an, der die Welt vor dem Ausbruch der Wasserfluten beschützt. Anouk ahnt nicht, dass Sander – den sie überall als ihren Bruder ausgibt – in Wirklichkeit ein viel größeres Geheimnis wahrt, das mit dem Verschwinden ihrer Mutter zu tun hat. Als Sander sie eines Tages küsst, erfährt Anouk nicht nur von seiner heimlichen Liebe zu ihr, sondern auch von der gefährlich schönen Welt, die hinter dem Maelstrom liegt.

Charaktere und Inhalt 
Anouk Parson lebt zusammen mit ihren angeblichen Bruder Sander und ihrem unnahbaren Vater Jakob in einem alten Herrenhaus am Rande der Kleinstadt Marienfall. Ihre Mutter hat sie allem Anschein nach vor vielen Jahren verlassen - kein Wunder bei den Zuständen, die in Himmelshoch herrschen. Im Keller des Herrenhauses befindet sich Tiamat, das Tor zu einer geheimnisvollen Unterwasserwelt. Lediglich die Salzzeichen halten das Meer davon ab sich in unsere Welt zu ergießen, doch diese bröckeln unaufhaltsam. Und das ist nicht die einzige Gefahr, die von dem Tor ausgeht. In immer kürzer werdenden Abständen entweichen Monster aus Tiamat, die allein Sander zur Strecke bringen kann. Sander ist ein bisschen älter aus Anouk, offiziell ihr Bruder, inoffiziell ihr schlimmster Rivale und hat die Schule bereits abgeschlossen. Es vergeht kein Tag, ohne dass sich die beiden einen heftigen Schlagabtausch liefern, der entfernt an das Gekabbel zweier Kleinkinder erinnert. Positiv anzumerken ist die interessante Gestaltung von Sander und den Nebencharakteren. So ist Anouks beste Freundin Laboe lesbisch, ihre andere Freundin Becks legt enormen Wert auf Normalität und Sander feiert regelmäßig bis zum Umfallen. Dennoch konnten die Nebencharaktere nicht die Mängel der Ich-Erzählerin wettmachen. Anouk ist zwar ein liebenswertes Mädchen, doch für meinen Geschmack viel zu passiv. Sie lässt die Ereignisse größtenteils einfach geschehen, hat nicht dem Mumm selbst zurückzuschlagen und stolpert von einer unglücklichen Situation in die nächste. Weiterhin erweckte der Charakter einen langweiligen und übernormalen Eindruck, besonders neben ihren liebevoll ausgestalteten Freunden. Auch die unvermeidliche Dreiecksbeziehung durfte nicht fehlen - in diesem Buch vollkommen überflüssig.

Handlung
Die Handlung wird leider auf viel zu viele Seiten gestreckt, sodass die Spannung sehr zu wünschen übrig lässt. Ich glaube nach der zehnten kindischen Kabbelei zwischen den Protagonisten, hat selbst der letzte Idiot begriffen, dass sich die beiden nicht sonderlich gut leiden können. Normalerweise mag ich es, wenn sich eine Liebesgeschichte langsam und zögerlich entfaltet, doch bei diesem Buch war die Handlung schlicht langweilig und an einigen Stellen unglaubwürdig. Während in den ersten Kapiteln alle Register gezogen wurden, um zu demonstrieren, dass Anouk und Sander sich auf den Tod nicht ausstehen können, legte die Autorin in der Mitte des Buches plötzlich den Lichtschalter um und sagte: Jetzt bitte die Liebe! Besonders gegen Ende zog sich das Buch so lange hin, dass ich irgendwann nur noch das Bedürfnis hatte bis zur letzten Seite zu blättern und das nicht überraschende Happy-End zu lesen.

Sprache
Was mich richtig an diesem Buch gestört hatte war die Sprache. Anouk dachte und redete nicht bloß im absoluten Umgangston, sondern ließ dabei regelmäßig Wörter aus dem Wortschatz einer 8-12-Jährigen fallen, mit dem Effekt, dass die Gespräche meist unfreiwillig komisch wirkten - an den unpassensten Stellen. Wahrscheinlich versuchte die Autorin ihre Protagonistin lebensnah zu gestalten, aber mir hat diese Umsetzung überhaupt nicht gefallen. Ich konnte die Geschichte teilweise nicht mehr ernst nehmen, lustig fand ich es allerdings auch nicht. Es glich eher einem misslungenen Versuch dem Buch eine Prise Humor einzuhauchen. Selbst Anouks Antworten kamen mir nicht wirklich schlagfertig vor, im Grunde genommen wiederholte sie immer und immer wieder dieselben lauwarmen Argumente und Seitenhiebe.

Fazit
In Tiamat stecken auf jeden Fall eine Menge guter und origeneller Ideen, besonders die Gestaltung der Unterwasserwelt hat mir gefallen. Leider blieb das Buch in Sachen Sprache und Spannungsbogen auf der Strecke. Auch die Liebesgeschichte wirkte zusammengewürfelt und gekünstelt, aber diese Einschätzung basiert vermutlich auf meinen eigenen Geschmack. Ich kann das Buch vor allem nicht weiterempfehlen, weil mir beim Lesen immer langweiliger wurde. Zum Schluss hat mich bloß noch mein Vorhaben bei der Stange gehalten, eine Rezension zu diesem Buch zu schreiben, um die Leser dieses Blogs vor akuter Einschlafgefahr zu warnen. 1,5 Sterne.

Positiv
+ Ideenreichtum
+ Nebencharaktere

Negativ
- Sprache
- Handlung
- Spannung
Hauptcharakter

Punkte
1,5 I 5

Montag, 23. März 2015

[Rezension] - Elfenkuss

Aprilynne Pike I 2010 I Random House I Urban Fantasy

Durchscheinend blau und weiß sind sie und erschreckend schön, die flügelartigen Blütenblätter, die der 15-jährigen Laurel eines Morgens aus dem Rücken wachsen. Gemeinsam mit ihrem neuen Freund David versucht sie, herauszufinden, was mit ihr geschieht. Doch erst als sie in dem verwunschenen Wald hinter ihrem Elternhaus auf den faszinierenden Tamani trifft, erfährt sie die unglaubliche Wahrheit: Laurel ist eine Elfe, die als kleines Kind zu den Menschen gesandt wurde, um das Tor nach Avalon zu beschützen. Sie weiß, am Ende wird sie sich entscheiden müssen: zwischen ihrem Leben als College-Mädchen und ihrer Bestimmung, vor allem aber zwischen dem attraktiven David und dem Frühlingselfen Tamani, dessen grüne Augen sie nicht mehr loslassen …



Charaktere
Die Gestaltung der Charaktere ist wie die gesamte Handlung des Buches eher flach gehalten. Protagonistin Laurel ist eine naive 15-Jährige, die zum ersten Mal auf die High-School kommt, nachdem sie zusammen mit ihren Hippie-Eltern vom Land in die Stadt gezogen ist. Laurel ist in jeder Hinsicht ein ungewöhnliches Mädchen, wobei diese Andersartigkeit keineswegs durch eine besonders interessante oder tiefgründige Persönlichkeit zum Ausdruck kommt, sondern durch Attribute wie eine mysteriöse Vergangenheit und seltsame Essgewohnheiten. So wurde Laurel von ihren Eltern als Kleinkind in einem Körbchen vor der Tür gefunden, ernährt sich nur von Sprite und Obst, hatte noch nie einen Arzt besucht und sieht aus wie ein Model, ohne sich die geringste Mühe um Haut und Haare zu machen. All diese Seltsamheiten dienen der missglückten Überdeckung ihres übernatürlichen Erbes: Laurel ist eine Elfe aus Avalon, wie man bereits in der Inhaltsbeschreibung erfährt und aus diesem Grund nicht sonderlich von dieser Offenbarung überrascht wird. Die anderen Hauptcharaktere sind die beiden Mitglieder des obligatorischen Liebesdreiecks: David, der nette, biologisch interessierte Junge aus der Nachbarschaft und Tamani, der geheimnisvolle Frühlingself mit Stalkerqualitäten. Dreimal dürft ihr raten, für welchen Typen sich Laurel schlussendlich entscheiden wird... Die Nebencharaktere sind - nicht verwunderlich - viel zu kurz gekommen und absolut austauschbar. Laurels Freundin Chelsea hat mir allerdings gut gefallen und ich würde mich freuen in Zukunft mehr von ihr zu lesen. Trotz ihrer relativen Oberflächlichkeitn mochte ich Laurel, obwohl ich mich mit perfekt aussehenden Protagonistinnen sonst eher nicht identifizieren kann. Laurel hatte einen gewissen Zauber an sich, der zu ihrer märchenhaften Herkunft passt und zur Atmosphäre des Buches beiträgt.


Elfen
Was ich wirklich an diesem Buch loben muss, ist das Konzept der Elfen, denn die Autorin griff damit eine vollkommen neue und unverbrauchte Idee auf. Laurel ist nicht nur eine Elfe, sondern auch eine Pflanze, die weder ein Herz besitzt noch normales Blut. Den weiblichen Elfen wächst, abhängig von der Jahreszeit ihrer Geburt, jedes Jahr eine Blüte, die nach kurzer Zeit wieder verwelkt. Innerhalb dieser Zeit können sie von einem männlichen Elfen bestäubt werden und sich mittels Setzlingen fortpflanzen. Die Elfen leben in einem überirdisch schönen Elfenreich mit dem bereits bekannten Namen Avalon, doch aus irgendeinem Grund ist Laurel in der Menschenwelt gelandet... Weniger gut hat mir die Darstellung der Bösen in diesem Buch gefallen. Hässlich, abscheulich und absolut unsymmetrisch sind die Orks, die den Elfen an den Kragen wollen, während diese eine wunderschöne und symmetrische Erscheinung haben. Diese Darstellung erinnert zu sehr an die Unterteilung: Hässliche Leute sind böse und dumm, hübsche Leute sind schlau und auf der Seite der Guten. Schade, dass an dieser Stelle auf alte und äußerst gefährliche Klischees zurückgegriffen wurde.

Handlung
Die Handlung zählt leider zu einem weiteren Schwachpunkt des Buches, denn über eine lange Zeit wird kaum Spannung aufgebaut. Der Anfang erinnerte mich in erster Linie an Twilight: alltäglicher Biologieunterricht und lauwarmes Geplänkel mit einem beliebigen Kerl aus der neuen Schule. Denn bis auf die Entdeckung von Laurels Blütenblätter hat die Handlung am Anfang wenig zu bieten, wodurch der Spannungsaufbau auf der Strecke bleibt. Im Grunde genommen steht alles Essentielle bereits in der Inhaltsangabe auf dem Coverumschlag, was immer ein schlechtes Zeichen ist. Die Dialoge zwischen David und Laurel waren stellenweise so flach und überflüssig, dass ich mich zwingen musste, das Buch weiterzulesen. Erst ab der Mitte nimmt die Handlung Fahrt auf: Tamani taucht auf, Laurel driftet in ein Liebesdreieck und die bösen Orks wollen das Grundstück ihrer Familie an sich reißen. Die Plotwendungen sind vorhersehbar und die erste Hälfte des Buches ist ein müdes Plätschern abgegriffener Gespräche und selbstzweifelnder Monologe. Da hätte man eindeutig mehr daraus machen können!

Sprache
Aprilynne Pike soll zwar Kreatives Schreiben studiert haben, aber davon war in ihrem Roman nicht viel zu spüren. Die Sprache war auf einem einfachen Niveau, weswegen sich das Buch locker und schnell durchlesen ließ, aber die Eleganz mehrfach auf der Strecke blieb. Allerdings konnte man spüren, dass sich mit zunehmender Stärke der Handlung gegen Ende hin auch die Sprache verbesserte. Leider konnte mich das Buch aufgrund der anfänglichen Defizite in Sachen Sprache nicht überzeugen.

Fazit
Für Mädchen im Alter von 10-12 Jahren gewiss eine schöne Lektüre, für Ältere eher mäßige Unterhaltung. Es steckt eine zauberhafte und einzigartige Idee dahinter und auch die Atmosphäre und die Protagonisten sind stimmig, aber die Umsetzung erfolgte lasch und sprachlich enttäuschend. Das Buch weist während der ersten hundert Seiten kaum signifikante Handlung auf und nach Spannungsaufbau oder überraschenden Wendungen wird man vergeblich suchen. Postiv anzumerken wäre die wunderschöne und passende Gestaltung des Covers. Da das Buch relativ schnell durchzulesen ist, bietet es eine nette Unterhaltung für zwischendurch, sofern man sich mit einer flachen Dreiecksbeziehung und Feen anfreunden kann. Ich vergebe 2,5 von 5 Punkten, weil das Buch irgendwo doch das kleine Mädchen in mir angesprochen hat. ;)

Positiv
+ Feen als Pflanzen
+ Atmosphäre

Negativ
- Spannung
- Handlung
- Sprache

Punkte
2,5 I 5

Freitag, 20. März 2015

[Rezension] - Das Lied des Blutes - Rabenschatten

Anthony Ryan I 2014 I Klett-Cotta I Fantasy

Vaelin Al Sorna, der berühmteste Gefangene des Reichs und sein größter Kämpfer, erzählt die atemberaubende Geschichte seines Lebens. Er ist auf einem Schiff unterwegs, das ihn zu dem Ort bringen soll, an dem es für ihn um Leben und Tod geht. »Er besaß viele Namen. Noch nicht einmal dreißig Jahre alt war er im Lauf der Geschichte bereits reich mit Titeln beschenkt worden: ›Schwert des Königs‹ hieß er für den wahnsinnigen Herrscher, der ihn als Geißel zu uns sandte; ›Junger Falke‹ für die Männer, die ihm in die Wirrnisse des Krieges folgten; ›Dunkelklinge‹ für seine cumbraelischen Feinde und ›Rabenschatten‹ für die geheimnisvollen Stämme des großen Nordwaldes.«

 »Bei meinem Volk war er nur unter einem Namen bekannt, und dieser hallte an jenem Morgen unablässig in meinem Kopf wider: ›Hoffnungstöter‹. Bald wirst du sterben, und ich werde Zeuge sein, ›Hoffnungstöter‹.«

Charaktere 
Hauptcharakter ist, wie bereits in der Beschreibung erwähnt, Vaelin Al Sorna. Am Anfang weiß man nur, dass sich diese offenbar nicht unbekannte Persönlichkeit auf dem Weg zu einem Kampf auf Leben und Tod befindet. In einer Art Rahmenhandlung erzählt er einem kaiserlichen Geschichtsschreiber die Geschichte seines Lebens. Wir lernen Vaelin als einen kleinen Jungen kennen, der von seinem Vater zum Haus des sechsten Ordens gebracht wird, wo er im Namen des Glaubens zu einem Krieger ausgebildet wird. Es fiel mir nicht schwer für den Hauptcharakter Sympathie aufzubringen und an seiner Geschichte teilzuhaben. Im späteren Verlauf der Geschichte kommen weitere Charaktere dazu, darunter die äußerst intrigante Königsfamilie und Vaelins Geliebte, die Heilerin Sharin aus dem fünften Orden. Der Autor verstand sich auf die Charakterentwicklung, da die Geschichte einen relativ langen Zeitraum abdeckt und man deutlich merkt, wie sich Vaelin und seine Freunde im Laufe der Zeit verändern, wie sie von ängstlichen kleinen Jungen zu furchtlosen Kriegern und Anführern heranwachsen. Die meisten Charaktere waren zwar einfach gestrickt, aber ich konnte mit ihnen schnell mitfühlen. Besonders hat mir Sharin mit ihrer zurückweisenden Art gefallen, in die sich Vaelin trotz Meinungsverschiedenheiten verliebt.

Weltenbau
Vaelins Geschichte spielt in einer fiktiven Fantasy-Welt, deren Details auf der wunderschön gestalteten Umschlagkarte dargestellt sind. Obwohl die meisten Elemente bereits vertraut sind, haben mich vor allem die unterschiedlichen Religionen von der Einzigartigkeit dieser Welt überzeugt. In Vaelins Heimatlanden wird der Glaube sehr ernst genommen - und damit ist keineswegs der Glaube an Götter gemeint, sondern an die Seelen im Jenseits. Götter sind in Vaelins Augen lediglich Trugbilder. Ich bin gespannt, welche Geheimnisse das Jenseits noch birgt, denn offenbar lauern dort eine Menge Gefahren, die die Welt der Sterblichen bedrohen könnte.. Vaelins Welt ist ziemlich düster - es mangelt nicht an finsteren Burgen, epischen Schlachten und heruntergekommenen Städten, aber ich würde sie nicht mit Westeros vergleichen.

Handlung
Die gesamte Handlung ist in eine Rahmenhandlung aus der Ich-Perspektive eines Geschichtenschreibers aus dem Kaiserreich eingebettet. Dieser lässt sich von dem bereits erwachsenen Vaelin Al Sorna seine Geschichte erzählen, die der Leser aus Vaelins Perspektive hautnah miterleben kann. Es kommt dabei zu großen Zeitsprüngen, was die Spannung des Buches keineswegs einschränkt. Selbst am Anfang fiebert man bereits mit Vaelin und seinen neu gewonnenen Freunden im Ordenshaus mit und erfährt mit fortschreitender Handlung wie er zu seiner Ansammlung von Titeln gekommen ist und schließlich in kaiserliche Kriegsgefangenschaft geriet. Das Buch lässt sich flüssig lesen, obwohl man durchaus Zeit für die 800 Seiten mitbringen sollte. Ein echter Fantasy-Wälzer, der Lust auf mehr macht und einen auf die Fortsetzung warten lässt. In die Handlung ist eine sich langsam anbahnende Liebesgeschichte eingeflochten, die mir sehr gut gefallen hat, denn ich wollte Vaelin und Sharin schon seit ihrer ersten Begegnung zusammen sehen.

Sprache
Mir sind beim Lesen keine großen Besonderheiten in der Sprache aufgefallen, was eigentlich ein gutes Zeichen ist. Der Autor lässt sich Zeit seine Welt zu beschreiben, sodass sich eine sehr eindringliche Atmosphäre entwickelt. Ich hatte beim Lesen dadurch das Gefühl in die Welt komplett eintauchen zu können. Anthony Ryan beherrscht sein Handwerk als Autor. Weder zu viele noch zu wenige Details schmücken die Sätze, sodass man sie einfach lesen kann und trotzdem eine genaue Vorstellung von den geschilderten Ereignissen und Schauplätzen bekommt.

Fazit
"Das Lied des Blutes" ist ein absolut lesenswertes Fantasy-Epos, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Von den Kritikern wurde es hochgelobt und ich freue mich ihnen in nahezu allen Punkten zustimmen zu können. Mit "A Song Of Ice And Fire" ist das Buch zwar nicht vergleichbar, aber es kann in Sachen Charakteren, Spannung und Weltenbau auf voller Ebene überzeugen. Ich kann das Buch nicht mit Meisterwerken auf eine Stufe stellen, weswegen ich 4,5 Punkte erteile - für meine Verhältnisse eine sehr gute Wertung. Ich war wirklich positiv überrascht von dem Buch - haben mich doch der Klappentext und der Prolog eher nicht gelockt. Aber hinter dem eher nichtssagenden Cover versteckt sich ein sehr spannendes und fesselndes Buch, das ich euch wärmstens weiterempfehlen kann.

Positiv
+ Charaktere und Charakterentwicklung
+ Liebesgeschichte
+ Spannung
+ Religion und Magie

Bewertung
4,5 I 5

Donnerstag, 5. März 2015

[Rezension] - Die letzte Arche

Stephen Baxter I 2009 I Heyne I Science-Fiction

Wenn die Erde untergeht, bleibt nur ein Ausweg: das Weltall!
Die Erde wurde überflutet, und nur wenige Tausend Menschen haben die Katastrophe überlebt. In einem eigens dafür konstruierten Raumschiff soll sich eine Gruppe von Auserwählten auf die Suche nach einem neuen Planeten machen. Der Start gelingt, und die neue Heimat rückt immer näher – bis die ersten Probleme auftauchen. Und für die Reisenden auf der Arche geht es um alles oder nichts…


"Die letzte Arche" ist ein fesselnder Endzeit-SF-Roman, den ich nicht mehr aus der Hand legen konnte. Das Buch beschäftigt sich mit der zentralen Frage, wie es mit der Menschheit weitergeht, nachdem die Erde durch eine riesige Überschwemmung nicht mehr bewohnbar ist.



Charaktere
"Die letzte Arche" ist aus vielen, verschiedenen Perspektiven geschrieben und im Laufe der Handlung tauchen unglaublich viele wichtigere und unwichtigere Charaktere auf. Das hat einerseits Vorteile, da das Geschehen auf diese Weise von unterschiedlichen Standpunkten beleuchtet wird, und andererseits Nachteile, da man als Leser nur in Maßen eine Bindung zu den Hauptpersonen aufbauen kann. Die mir sympathischste Hauptperson ist Holle Groundwater, deren Geschichte man bis zum Schluss mitverfolgt. Man lernt sie als 6-Jährige kennen, erlebt aus ihrer Sicht das harte Auswahlverfahren der Crew, den wackeligen Start und die langen Jahre im Weltraum. Weitere Handlungsträger sind Grace Gray, deren bunte Vergangenheit allerdings ziemlich blass gezeichnet bleibt; Zane, ein Kandidat, der im Laufe der Zeit eine multiple Persönlichkeitsstörung entwickelt; Kelly Kenzie, die ehrgeizige Kommandantin der Archencrew, und Wilson, der Kellys Nachfolge antritt. Von einigen Charakteren muss man sich für einen längeren Zeitraum verabschieden, darunter auch Personen, deren Schicksal ungeklärt bleibt. Dafür kommen laufend neue Charaktere hinzu, zuerst die Kinder und schließlich die Enkelkinder der ursprünglichen Archencrew. Leider fehlte mir bei der Fülle an Figuren eine zufriedenstellende Charakterisierung der Handlungsträger. Man konnte nicht mit ihnen mitfühlen, die Figuren wirkten wie blasse Schablonen, die lebenswichtige Entscheidungen viel zu schnell und zu emotionslos trafen. Gut ist dem Autor hingegen gelungen, die Nachwirkungen von Zanes Kindheitstrauma durch wiederholten Missbrauch darzustellen. Baxter zieht dabei mit seinen Charakteren hart ins Gericht. Von vielen muss man sich vorzeitig verabschieden, andere entwickeln auf der Arche wahrhaft anwidernde Eigenschaften, was mich am Ende ziemlich aufgestoßen hat. In Sachen Charakterentwicklung muss ich deswegen einen klaren Abzug erteilen. Viele Charaktere weisen während der gesamten Handlung überhaupt keine Veränderungen auf, andere werden dem Leser immer unsympathischer. Die Einzige, die sich positiv hervortat war Holle, weswegen mir wahrscheinlich an ihrem Schicksal am meisten lag.

Weltenbau
Zuerst sollte gesagt sein, dass "Die letzte Arche" die Fortsetzung von "Die letzte Flut" ist und dass ich dieses Buch nicht gelesen habe. Dennoch war es mir problemlos möglich, in die apokalyptische Welt der beiden Bücher einzusteigen, da am Anfang von "Die letzte Arche" alles Notwendige erklärt wurde. Aufgrund der Ausleerung unterirdischer Wasserspeicher ist der Meeresspiegel extrem angestiegen, und er wird immer weiter steigen, bis selbst die Spitze des Mount Everest im Meer versunken ist. Verständlicherweise führt das zu schwerwiegenden Problemen in allen Ländern der Erde. Die USA steht dabei im Vordergrund - wie üblich. Baxter schildert eine sehr harte, unbarmherzige und aus diesem Grund auch realistische Welt. Die verbliebenen Überlebenden brechen in Massenpaniken aus, das karge Land ist überbevölkert und die Regierung ergreift drastische Maßnahmen zum Schutz des Archenprojekts. Wer nach einer netten Gutenachtlektüre sucht, wird sie bei diesem Buch nicht finden. Die zukünftige Erde ist düster, die Menschen sterben wie die Fliegen durch Überschwemmung, Bürgerkrieg und Hungersnöte. Baxter hat durch die anschauliche Beschreibung seiner Welt eine passende Atmosphäre geschaffen, die einen unweigerlich mitfiebern lässt. Es wird deutlich, dass das Buch von einem Hard-SF-Autoren geschrieben wurde. Obwohl die Arche mit einem Warp-Antrieb ausgestattet ist, wird dessen Funktionsweise und Konstruktion unter Beachtung der gegebenen physikalischen Gesetze sehr detailreich dargelegt. Da ich eine ausgesprochene Niete in Physik bin, habe ich davon bloß die Hälfte verstanden, aber der Autor hat auf jeden Fall ein interessantes Konzept für das interstellare Reisen erfunden.

Handlung
In einer Art Rückblende über Holles Leben erfährt man zuerst etwas über die Hintergründe des Archenprojekts. Holle und die anderen Kandidaten werden vom Kindesalter an auf ihre Mission im All vorbereitet. Das Ausbildungsprogramm ist hart und wer sich nicht bewähren kann, wird rausgeworfen. Mit zunehmender Überflutung der Erde geraten die Konstrukteure der Arche unter Zeitdruck, bis diese schließlich in allerletzter Minute in einer gewaltigen Explosion ins All geschossen wird. Um ehrlich zu sein, hatte ich erwartet, dass sich der Großteil des Buches auf der Arche abspielt, doch dem ist nicht so. Stattdessen werden in großem Umfang die Vorbereitungen auf der Erde geschildert, die Entwicklung des Warp-Antriebs und die damit verbundenen Probleme. Der zweite Abschnitt des Buches spielt auf der Arche. Die Crewmitglieder - größtenteils junge Erwachsene - müssen lernen miteinander zu leben und eine eigene Gesellschaft zu etablieren. Nachdem sie die Reise zu einem fernen Stern angetreten haben, bricht der Kontakt zur Erde ab und sie sind auf sich allein gestellt. Wie erwartet kommt es nach der Ankunft zu massiven Problemen. Denn die neue Erde - sehr kreativ Erde II genannt - ist kaum bewohnbar. Ein Teil der Crew reist zur Erde zurück, ein anderer beschließt den Planeten dennoch zu besiedeln und ein dritter will sich auf die Suche nach einer Alternative machen. Etwa ab dieser Stelle beginnt die Handlung starke Zeitsprünge einzulegen, in denen die Charaktere um Jahre altern. Es hat mich teilweise gestört, immer wieder mitten ins Geschehen geworfen zu werden. Dadurch wurde die Spannung zwar extrem gesteigert, doch man konnte sich kaum in die neuen Handlungsträger einfühlen und die Gründe ihrer Taten nachvollziehen. Damit komme ich auch schon zum eher unbefriedigenden Ende des Buches. Leider bleibt das Schicksal zahlreicher Charaktere offen, die losen Fäden der unzähligen Handlungsstränge werden nicht zusammengeführt, sondern bleiben im Raum hängen. Ich mag zwar Enden, die zum Nachdenken anregen, doch ich möchte trotzdem erfahren, wie es den Personen schlussendlich ergangen ist, mit denen ich die letzten 500 Seiten mitgefiebert habe. Und genau das wurde mir bei diesem Buch verwehrt. Es hat mich außerdem gestört, dass ausgerechnet die widerlichsten Kerle des Buches zum Schluss die besten Zukunftsaussichten bekamen.

Sprache
Die Sprache ist größtenteils einfach gehalten. Der Autor schafft es mit wenigen Ausdrücken eine sehr anschauliche und greifbare Atmosphäre zu erschaffen. Dazu tragen vor allem die vielen kleinen Details und Beispiele bei, die fortlaufend in die Sätze einfließen und dem Leser eine genaue Vorstellung der Zustände auf der Arche und der apokalyptischen Erde vermitteln. Der Schreibstil ist etwas unpersönlich gehalten, was ihn wiederum kalt und distanziert erscheinen lässt. Beschreibungen sind die Stärke dieses Buches, nicht Emotionen. Der Leser kann zwar die Welt durch die Augen der Charaktere in voller Bandbreite wahrnehmen, erfährt allerdings kaum etwas über deren Gedanken und Gefühle bezüglich des Geschehens.

Fazit
Ein sehr spannender Science-Fiction-Thriller, der mich stundenlang in Atem gehalten hat. Wer sich nicht mit technischen Details anfreunden kann, sollte allerdings die Finger davon lassen. Ich habe das Buch praktisch verschlungen, obwohl mich die Charaktere kalt gelassen haben. Störend ist allein das unzufriedenstellende Ende, weswegen ich nur 3,5 Punkte vergebe. Leider wird es zu diesem Buch keine Fortsetzung geben, sodass das Schicksal der Verbliebenen weiterhin ungeklärt bleiben sollte. Der Autor hat auf Englisch eine Kurzgeschichte im Internet veröffentlicht, die einen der losen Fäden erneut aufgreift, doch auch diese beschäftigt sich nur indirekt mit dem unmittelbaren Schicksal der Charaktere. Ich kann das Buch vor allem Fans der Hard-SF weiterempfehlen.

Positiv
+ Sehr hohe Spannung
+ Atmosphäre
+ Details

Negativ
- Charakterentwicklung
- Unzufriedenstellendes Ende

Bewertung
3,5 I 5

Donnerstag, 22. Januar 2015

[Rezension] - Sag dass du nur mir gehörst!

Sarah Darer Littman I 2011 I Baumhaus I Jugendbuch

Die 14-jährige Abby ist gerade auf die Highschool gekommen – und hasst es. Warum wollen plötzlich alle, dass sie "mehr aus sich macht"? Genervt von ihrer Familie und ihrer besten Freundin Faith zieht Abby sich zurück. In einem Internetchat lernt sie Luke kennen – und Abby kann ihr Glück kaum fassen. Er hört ihr zu und versteht sie. Eigentlich soll sie nicht mit Fremden chatten, aber Luke ist anders – und er liebt sie! Abby vertraut ihm und fühlt sich in ihrem Zimmer sicher. Doch ist Luke wirklich der, der er zu sein scheint?

"Sag dass du nur mir gehörst" ist ein Buch über die Gefahren und Tücken des Internets. Eine naive Jugendliche wird immer tiefer in einen Strudel der Internetkriminalität hineingezogen und begeht die schlimmste Entscheidung ihres Lebens.


Charaktere
Das Buch beginnt aus Abbys Perspektive. Abby ist eine durchschnittliche 14-Jährige, die zusammen mit ihrer besten Freundin Faith kürzlich auf die High-School gewechselt ist. Ich mochte Abby und konnte mich gut in sie hineinversetzen. Man kann sehr gut nachvollziehen, warum sie sich immer mehr auf Luke eingelassen hat - obwohl sie ihn lediglich aus einem Onlinechat kennt. Im Laufe des Buches kann man deutlich Abbys Entwicklung erkennen, am Anfang war sie ziemlich unreif, hat sich über Zicken aufgeregt und mit ihrer kleinen Schwester gestritten, am Ende merkte man, dass die traumatischen Erlebnisse sie gezeichnet und zu einem anderen Menschen gemacht haben. Weder in ihrer Familie, noch in ihrem Freundeskreis hat es Abby einfach und mir hat es gefallen, dass die Autorin das Leben der Protagonistin realistisch dargestellt hat. Sie hat Probleme mit ihren Eltern wegen den Noten, verträgt sich nicht mit ihrer Schwester, fühlt sich von ihrer besten Freundin vernachlässigt. Gerade diese kleineren Probleme können einen Menschen jedoch kaputt machen, wie es bei Abby schließlich geschehen ist. Im zweiten Teil des Buches erfolgt die Erzählung aus der Sicht von Lily, Abbys kleiner Schwester; Faith und Billy, dem Jungen, der in sie verliebt ist. Dadurch kommt es zu einer großen Spannungssteigerung - man will wissen, was mit Abby inzwischen geschehen ist und erlebt gleichzeitig die Verzweiflung der Menschen, denen sie am meisten bedeutet. Trotzdem waren die Charaktere von Faith und Billy eher blass gezeichnet, besonders Faith' Persönlichkeit besaß kaum Tiefe.

Handlung
Die Handlung weist große Zeitsprünge auf. Die Autorin verliert keine großen Worte für unnötige Zwischensequenzen und schafft es schnell den Spannungsbogen aufzubauen. Auch nach dem Spannungshöhepunkt im Mittelteil des Buches, will man unbedingt wissen, wie es weitergeht. Es hat mir gefallen, dass nicht bloß geschildert wurde, wie Abby sich allmählich immer mehr in Luke verliebt, ihr normales Leben komplett vernachlässigt und schließlich die bitterste Erfahrung ihres Leben machen muss. Auch das Nachspiel, die langsame Verarbeitung von Abbys Erlebnissen mit Luke waren sehr authentisch dargestellt. Denn nicht nur Abby hat mit ihren Erinnerungen zu kämpfen, auch ihre Freunde und vor allem ihre Familie müssen lernen, mit dem verstörten Mädchen umzugehen und ihre Rolle als Opfer zu akzeptieren. Besonders die Entwicklung von Lily hat sich dabei hervorgetan. Das Ende vermittelt zwar eine eindeutige Botschaft, war mir persönlich aber ein bisschen zu belanglos. Nach den ersten Themen, die das Buch anspricht hatte ich irgendwie ein zweifelhafteres Ende erwartet. Insgesamt kann das Buch allerdings durch einen straffen und spannungsreichen Plot punkten.

Sprache
Die Sprache der Autorin ist einfach gehalten und an der Jugendsprache orientiert, ohne dabei überzogen zu wirken. Es sind immer wieder Auszüge aus den Internet-Chats oder aus Textnachrichten eingeschoben. Die Autorin versuchte an diesen Stellen anscheinend die üblichen  Abkürzungen und den Umgangston in Chats nachzuempfinden, was ihr meiner Meinung nach nur mäßig gelungen ist. Das könnte allerdings auch an der Übersetzung liegen, im Englischen werden schließlich andere Abkürzungen verwendet als im Deutschen. Das Buch ist aus der Ich-Perspektive geschrieben, selbst, wenn die Perspektiven ab dem zweiten Teil wechseln. Das hat mich an einigen Stellen irritiert.

Fazit
Das Buch ist sehr spannend geschrieben und spricht ein sehr aktuelles und wichtiges Thema an. Dabei wird sowohl auf die Entwicklung und Zuspitzung der Beziehung mit Luke und deren Nachwirkungen auf Abbys Leben eingegangen. Mir hat das Buch wirklich gut gefallen und ich kann es jedem, der sich für aktuelle, realistische Jugendbücher interessiert, weiterempfehlen. Die Charaktere konnten nicht auf voller Linie überzeugen.
Gefühle und Emotionen der Protagonistin und ihrer Familienmitglieder wurden anschaulich geschildert, aber bei den anderen Nebencharakteren fehlte die Substanz.

Positiv
+ Thema und Botschaft
+ Hohe Spannung
+ Handlungsverlauf
+ Protagonistin

Negativ
- Chatsprache
- Nebencharaktere

Bewertung
 4 I 5

Mittwoch, 21. Januar 2015

[Rezension] - Die Herrscher von Daleth - Der Feueropal

Priska Lo Cascio I 2014 I Thienemann I Urban Fantasy

Vier übernatürliche Völker, vier gewöhnliche Menschen und ein Krieg, der alles zu zerstören droht.

Vier einen perfekten Kreis bildende Steine, doch der Feueropal ist verschwunden – und damit die Einheit der vier Völker Dhaleths gebrochen! Nur vier Auserwählte aus der Menschenwelt sind eventuell in der Lage, Dhaleth vor der Zerstörung zu retten. Für die vier ist es nicht leicht, sich in dieser völlig fremden Welt und zwischen den Dhalethern mit deren übernatürlichen Kräften zurechtzufinden – trotzdem begeben sie sich auf eine Suche voller Hindernisse und Abenteuer. Können sie Dhaleth und damit auch die Welt der Menschen retten?


 

Charaktere
Das Buch setzt sich aus verschiedenen Perspektiven zusammen. Am Anfang haben mich die vielen Charaktere und die verworrenen Namen ein bisschen durcheinander gebracht, aber zum Glück gibt es ein Namensverzeichnis am Ende des Buches. Ein großes Plus dieses Buches ist meiner Meinung nach die Charaktergestaltung. Jeder Charakter ist klar an seiner Persönlichkeit und seinen Eigenheiten erkennbar, was die Charaktere komplex und durchdacht wirken lässt. Zuerst lernen wir Kukiko kennen, eine zierliche und zurückhaltende Japanerin, die sich dennoch nicht einschüchtern lässt. Dann Jörn, einen unnahbaren und ernsten Mann aus Husum; Tyler, eine temperamentvolle Kanadierin und Moussa, einen jungen Tuareg aus Algerien. Mit Jörn konnte ich bis zum Schluss nicht warmwerden, aber Moussa und Tyler waren meine Lieblingscharaktere. Die Charaktere aus Daleth weisen ebenfalls eine gelungene Komplexität auf und wirken trotz den Charakteristiken ihres jeweiligen Volkes nicht wie überzogene Stereotypen. Leider war für mich schnell erkennbar, mit welchen beiden Charakteren sich eine Romanze ergibt, obwohl mir diese Romanze wirklich gut gefallen hat. Zwischen den Perspektiven der vier Auserwählten werden immer wieder kurze Szenen der Gegenspieler eingeschoben, deren Identität mir nicht lange verborgen blieb. An dieser Stelle schwächelt die Spannung ein bisschen, aber im Großen und Ganzen war ich mit den Charakteren zufrieden.

Weltenbau
Was mich richtig an diesem Buch überzeugt hat, war der Weltenbau. Die Autorin hat eine abenteuerliche und fantastische Parallelwelt erschaffen, die ich mir durch ihre wunderschönen Beschreibungen bildlich vorstellen konnte. Es wurden sehr viele Details über die unterschiedlichen Völker und Reiche von Daleth eingeflochten. Die Bewohner waren stets an ihrem charakteristischen Aussehen zu erkennen, das Luftvolk an ihren Quecksilberaugen, das Wasservolk an ihren farbigen Punkten auf der Stirn, das Feuervolk an der Bronzehaut und das Erdvolk an ihren Tätowierungen. Ich muss zugeben, dass ich ein Faible für ausführlichen und extravaganten Weltenbau besitze, weswegen ich das Buch mit dem größten Vergnügen gelesen habe. Was mir allerdings fehlte, war eine Karte von der ziemlich großen Welt, durch die die Charaktere gereist sind, aber das ist mein einziger Kritikpunkt in diesem Bereich.

Handlung
Eine Reihe von Auserwählten landet in einer magischen Welt und muss unbedingt das magische Artefakt finden, damit die Welt nicht zerstört wird. Während ihrer Reise erkunden sie diese Welt, finden neue Freunde und neue Feinde und liefern sich den ultimativen Kampf gegen die Bösen. Im Grunde genommen stellt die Handlung nichts Neues dar, aber durch die einzigartige Welt und die ausgestalteten Charaktere hat sie einen frischen Touch bekommen. Mir war allerdings ein bisschen schleierhaft, wie sich die Charaktere aus den verschiedensten Teilen der Welt vollkommen ohne Probleme verständigen konnten. In einem kleinen Bergdorf in Japan wird mit Sicherheit eine andere Sprache gesprochen, als in der Wüste von Algerien. Die Handlung verläuft flüssig, obwohl es am Anfang einige Längen gab und mir das Ende zu rasant war. Am Ende hätte ich mir eine schwierigere und interessantere Problemlösung gewünscht und der Cliffhanger hat mich ziemlich überrascht, da ich gedacht hatte, bei dem Buch würde es sich um einen Einzelband handeln. Ich muss an dieser Stelle erwähnen, dass ich Cliffhanger an den Enden von Mehrteilern nicht sonderlich leiden kann. Natürlich muss die Spannung auf eine gewisse Weise erhalten werden, aber dafür gibt es elegantere Lösungen als einen ungeklärten Plottwist auf den letzten Seiten.

Sprache
Die Sprache in diesem Buch hat mich sehr überzeugt. Die Autorin nutzt detaillierte und sehr anschauliche Beschreibungen und Vergleiche, die Daleth vor den Augen des Lesers lebendig werden lässt. Dennoch wirkt das Buch nicht überladen, bei Actionszenen und Kämpfen wurden keine unnötigen Erklärungen eingeschoben, sodass die Spannung erhalten blieb.

Fazit
Trotz kleiner Schwächen überwiegen die guten Seiten des Buches, weswegen ich es weiterempfehlen kann. Wer nach einer tiefgründigen Lektüre sucht, sollte zu einem anderen Buch greifen, aber zur Unterhaltung ist das Buch ein Vergnügen, vor allem wer sich für die vier Elemente und eine schön gestaltete Fantasywelt begeistern kann.

Positiv
+ Weltenbau
+ Sprache
+ Charaktere
+ Romanze

Negativ
- Handlung
- Ende

Bewertung:
3,5 I 5